Vorwort

 

Während für die langen Internierungsjahre der Besatzung in Argentinien eine fast unzählige Dokumentierung vorhanden ist, besteht für Uruguay fast nichts; außer dem "Prontuario", ähnlich wie in Argentinien, ein Datenblatt mit den persönlichen Daten des Einzelnen, die der Eltern, eine Leiste mit den Fingerabdrücken und der Vermerk über die Herkunft: Besatzung "Graf Spee" – auch kein Foto und kein Internierungsausweis.

 

Offenbar hielten es die Behörden nicht für erforderlich, die jeweiligen Entscheidungen, Vorkommnisse und übrige Dinge festzuhalten.

 

Um so wichtiger ist es, dass das KTB von Stbs.Ob.Masch. Franz Schwarz, in dem Er die Internierungsjahre in Uruguay missionarisch beschreibt, Tag für Tag, erhalten blieb. Es ist ein Dokument der Zeitgeschichte und beschreibt beeindruckend die damalige politische Stimmung gegenüber Teilen der Deutschen Kolonie, der Besatzung, aber auch die Willkür der Behörden gegenüber den Internierten, die sie als solche nach der Genfer Konvention, hätten behandeln müssen; besonders ab dem Jahr 1942 über das noch berichtet wird - auch Zeitungsberichte erzählen von dieser Zeit.

 

Und letztlich der beachtenswerte Bericht den der damalige Matr.Gefr. E. Meyer, nahezu fünf Jahrzehnte später, uns hinterlassen hat, der die Speesammlung bereicherte und hier als Zusammenfassung verwendet wird.


Die Internierung

 

Am 23. Januar 1940 wurde mit dem Präsidialdekret N° 173 960 die Internierung der verbliebenen Besatzungsmitglieder des Panzerschiff "Admiral Graf Spee" in Uruguay beschlossen.

 

Wenn man z. B. berücksichtigt, dass die argentinische Regierung bereits am 19. Dezember 1939 die Internierung anordnete, also einen Tag nach der Ankunft der Besatzung in Buenos Aires, fragt man sich angemessen, wieso brauchte die uruguyische Regierung mehr als 30 Tage um zu dieser Entscheidung zu kommen zumal es eine Alternative ohnedies nicht gab und auch der "Dauergast aus England" konnte gegen die Genfer Konvention nichts machen.

 

Daten der anfangs zu internierenden Besatzungsmitglieder der "Admiral Graf Spee" und die zahlenmäßigen Veränderungen sind im Abschnitt Argentinien – Internierungsdaten nachzulesen.

 

Zuvor waren die Verwundeten in die verschiedenen Krankenhäuser eingeliefert worden. Sowohl die Schwerverletzten, die im Hospital "Pasteur" behandelt wurden, als auch die Leichtverletzten, die im "Hospital Militar" untergebracht waren, blieben über Weihnachten dort und wurden vom Mar.Ob.St.Arzt Dr. Kertzendorff, der in Montevideo verblieb, betreut.

 

Vier Mann mussten bis Ende Februar 1940 im Zollgebäude der Marinepräfektur verbleiben – es war die Jollenbesatzung.


Die Jollenbesatzung.

 

Obwohl dieses Ereignis bisher in der Geschichte nahezu völlig unbemerkt blieb, sollte auch darüber berichtet werden; sicher war es nichts Weltbewegendes, aber es beschreibt dennoch eine Lage mehr in der sich die Besatzung befand, ohne jeglich Vorbereitung, aber sie musste trotzdem damit fertig werden – es gibt nun mal kein Drehbuch für alle Lebenslagen.

 

Die Besatzung bestand aus Ob.Btsm.Mt. Wallschuss Masch.Ob.Gefr. H.Jakob die Bootsgasten Matr.Ob.Gefr. H. Lührs und Matr.Gefr. E.Meyer.

 

Diese sollten am Tag der Sprengung der "Graf Spee" mit der Motorjolle folgen, ggf. Teile der Notbesatzung aufnehmen und diese zu den drei argentinischen Schleppern zu bringen. Da die Jolle aber seit Wilhelmshaven zum ersten Mal wieder zu Wasser gelassen worden war, offenbarte sich diese während des Einsatzes bald als defekt und so musste die Jollenbesatzung auf die "Tacoma" übersteigen und auch nach Montevideo zurückkehren.

 

Nachdem die "Tacoma" nach Montevideo zurückgekehrt war wurden die Vier gegen 03.00 Uhr morgens geweckt – vor der Tür stand ein uruguayischer Marineoffizier und mehrere Matrosen. Es erfolgte die Festnahme sie wurden zunächst auf den Kreuzer "Uruguay" gebracht, der auch im Hafen lag und später von dort in die Marinepräfektur geführt.

 

Später nach einem kurzen Frühstück wurden sie in einen Keller gesperrt; es wurde ihnen gesagt, dass sie als Brandstifter ihres eigenen Schiffes festgenommen worden sind. Da der Keller voll von Ungeziefer war, meldeten sich die Festgenommenen laut und vernehmlich; ein Offizier mit Deutschkenntnissen erschien und hörte sich die Beschwerden an. Nunmehr wurden andere Räume in der Aduana (Zollgebäude) bereitgestellt; ein geräumiges Zimmer mit Bad, hinzu kamen neue Betten, sauberes Kojenzeug, Tisch, Stühle - und ein Schrank wurde auch in das Zimmer gebracht. Danach erschien dann noch ein Vertreter der Deutschen Gesandtschaft, der Geld, Wäsche, Kleidung und Toilettenartikel mitbrachte.

 

In dieser Zeit normalisierte sich das Verhältnis zu den Offizieren der Marinepräfektur, sodass sich die Vier im Gebäude frei bewegen konnten. Es durfte der Fahrstuhl benutzt werden, der auf das Dach des Gebäudes führte.

 

Und sie erhielten Besuch der Angehörigen der Deutschen Kolonie in Montevideo, aber auch viele uruguayische Señoritas waren zugegen.

 

Von US-Passagierdampfern, die aufgrund ihrer Neutralität regelmäßig Montevideo anliefen konnten, kam deutsches Küchenpersonal zu Besuch; diese schleppten alles an was ein Seemannsherz begehrt - Bier, Wein, Zigaretten, gebratene Hähnchen, Kuchen und Obst - ob das geräumige Zimmer ausgereicht hat …

 

Warum die Jollenbesatzung überhaupt inhaftiert wurde, ist ein Rätsel zumal sie nichts Strafbares begannen hatten; die uruguayische Regierung hatte doch die Besatzung aufgefordert das Land zu verlassen, was sie auch taten, indem diese ihrem Schiff folgten – durch einen Havarieschaden zur Umkehr gezwungen, kehrten sie an Bord der "Tacoma" zurück …

 

Das Verhalten erinnert an dem Zwischenfall, als die Hafenpräfektur Langsdorff festnehmen und nach Montevideo zurückschaffen wollte. Als die Korvette "Zapican" herangekommen war und der Kommandant LtzS. Alberto Sghirla die Situation erkannte sah er keinen Grund für diese Maßnahme denn die uruguayische Regierung hatte es ja so gewollt, nämlich den Hafen und die territorialen Gewässer innerhalb der vorgegebenen Frist zu verlassen.

 

Über diesen Vorgang informierte LtzS Sghirla am kommenden Tag schriftlich den Inspektor der uruguayischen Marine KAdm. Gustavo Schroeder. Der Außenminister, der von dieser Entscheidung kurz darauf informiert wurde, beglückwünschte LtzS. Sghirla für diese Entscheidung. Alles Weitere im Abschnitt Die letzte Fahrt der "Graf Spee".


 

 

Schwerer Kreuzer HMS "Exeter"

Der Wahlspruch: "Semper fidelis"

York-Klasse - 8390 ts - 32 kn

Leichter Kreuzer HMS "Ajax"

Der Wahlspruch: "Nec Quisquam Nisi Ajax"

Leander-Klasse - 7270 ts - 32,5 kn

Leichter Kreuzer HMNZS "Achilles"

Der Wahlspruch: "Braverly in Action"

Leander-Klasse - 7270 ts - 32,5 kn


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