Der Friedhof in Montevideo - "Cementerio del Norte"
Am 15. Dezember 1939 wurden die 36 Gefallenen beigesetzt. Das Gräberfeld wurde zeitgleich, als die Beerdigung stattfand, von einem deutschen Unternehmer gekauft. Der Name ist unbekannt.
Im Laufe des Jahres 1940 verstarben noch vier Besatzungsmitglieder der "Graf Spee" – auch sie wurden auf dem Gräberfeld bestattet.
Auch die britischen Schiffsoffiziere, die im Laufe der Versenkung der aufgebrachten Handelsschiffe an Bord ausharrten, nahmen an der Trauerfeier teil - als Anerkennung für eine anständige Behandlung durch die Besatzung im Allgemeinen und von Langsdorff im Besonderen. Sie legten ein Kranz nieder mit dem Gruß: >> den tapferen Männern des Meeres von ihren Kameraden des englischen Handelsschiffsdienstes<<.
Sowohl die Schwerverletzten, die im Hospital "Pasteur" behandelt wurden, als auch die Leichtverletzten, die im "Hospital Militar" untergebracht waren, blieben über Weihnachten dort und wurden vom Mar.Ob.St.Arzt Dr. Kertzendorff, der in Montevideo verblieb, betreut.
Mitte Februar konnten die Verletzten das Krankenhaus verlassen und bekamen einen Internierungsstatus. Auch die fünf Offiziere, die zwei Inspektoren, zwei Debeg- Funker sowie der Meteorologe
und sein Wetterfunker wurden interniert. Ein Debeg-Funker heuerte auf dem deutschen Frachtschiff "Lahn", das in Montevideo vor Anker lag, an. Hintergrund war, dass eine Seefunkstelle etabliert
werden sollte, um feindliche Kriegschiffe zu melden die Montevideo anliefen um Proviant und Treibstoff zu übernehmen. Die "Lahn", gebaut auf der Werft Tecklenburg bei Bremen 1927 - 8.498
BRT - wurde 1940 vom Argentinischen Lloyd übernommen und in "San Martin" umbenannt. So entging sie einer möglichen Kaperung durch die Briten, bedingt durch ihre Aufgabe als feindliche SeeFuSt..
1942 wurde sie von der "Flota Mercante del Estado" übernommen, der argentinischen Handelsflotte also, in "Río Paraná" umbenannt und 1975 abgewrackt; was aus dem Debeg-Funker v. Sparr
wurde ist nicht bekannt.
Die fünf HSO, die Langsdorff formell aus der Kriegsmarine entlassen hatte, galten auch nicht als interniert, mussten aber zunächst in Uruguay bleiben. De Aufenthaltsort war die Estancia "La Estiria" ("Die Steiermark") und der österreichische Besitzer hieß Magerl - die estancia war etwa 200 km von Montevideo entfernt. Nach zwei Monaten konnten die fünf HSO das Land verlassen.
Nur Dr. Kertzendorff erhielt keinen Internierungsstatus. Ärzte, Sanitäter und Militärseelsorger gehören zu den militärischen "Nichtkombattanten" und genießen daher Schutz nach der Genfer Konvention.
Insgesamt wurden 60 Mann interniert. Vier Mann mussten bis Ende Februar 1940 im Zollgebäude der Marinepräfektur verbleiben. Das waren die, die am Tag der Sprengung der "Graf Spee", diese mit einer Jolle gefolgt waren und den Auftrag hatten, Teile der Notbesatzung ggf. aufzunehmen und diese zu den drei argentinischen Schleppern zu bringen. Da die Jolle aber defekt war, blieb sie vor Ort, die Besatzung stieg auf die "Tacoma" über und musste so auch nach Montevideo zurück.
Zunächst wurden sie in Hotels untergebracht oder wohnten teils bei deutschen Familien. Später, um den 20. Mai 1940 herum, bezogen sie Quartier auf der etwa 2 Hektar großen und unbewohnten "Quinta Villa Catalina", außerhalb von Montevideo, die aber erst von den Besatzungsmitgliedern intensiv renoviert werden, musste.
In diesem Zeitraum der Internierung, von 1940 an bis zum Kriegsgefangenenstatus 1943, wurde für jeden internierten Soldaten ein Führungszeugnis erstellt. Verantwortlich dafür war der "Lagerälteste" Stbs.Ob.Masch. Schwarz.
Bewertende Kriterien waren: Führung, Karaktereigenschaften, Sport, Schulunterricht, Diensteignung und Leistung im Lagerdienst; Letzteres, da jeder eine Aufgabe übertragen bekommen hatte. Das Ergebnis der Beurteilung entschied ggf. über eine Beförderung.
Aber auch zahlreiche Bestrafungen wurden vorgenommen und immer war Alkohol der Anlass. Zwei werden hier stellvertretend genannt, weil diese sich besonders hervorheben.
Alle diese Bestrafungen wurden durch dem damaligen Marineattaché Niebuhr in Buenos Aires angeordnet, und immer mit der Bemerkung, dass "das Ansehen der Kriegsmarine erheblich geschädigt wurde" – da diese Vorfälle nicht in der Öffentlichkeit, sondern sich im Lager selbst ereignet hatten, gibt das schon zu denken … In der Fotogalerie sind die Dokumente abgebildet.
Die Zeit wurde mit dem Gartenanbau, der Tierhaltung und dem Weinanbau genutzt. Zu Weihnachten wurde im Kreis der Ortsansässigen deutschen Familien und ihren Kindern gefeiert. Ab etwa 1942 wurde das Gelände durch die Polizei bewacht. Der Grund könnte gewesen sein, dass ein deutsches U-Boot ein uruguayisches Handelsschiff versenkt hatte – so genau konnten war das nicht mehr auszumachen.
Danach soll eine Verlegung auf die "Isla de Flores" stattgefunden haben – genaue Angaben gibt es darüber aber nicht.
Das kann aber durchaus sein, da bis August 1940 alle fünf Offiziere und der Meteorologe geflüchtet waren – hinzu noch drei Unteroffiziere. Was aus den zwei Debeg–Funker und dem Wetterfunker wurde ist auch unklar, da diese nicht auf der Tafel in der Fotogalerie eingetragen sind. Das Thema "Flucht" wird im Teilbereich Argentinien - Internierung näher beschrieben.
Im August 1943 wurden sie durch die uruguayischen Behörden zu Kriegsgefangenen erklärt und in die Militärkaserne "Cuartel Paso del Rey" in Sarandi del Yi verlegt, über 200 km von Montevideo entfernt - auch die Besatzung, der "Tacoma" kam dazu.
Nach einer halbtägigen Bahnfahrt, angekommen am Bahnhof von Sarandi del Yil, erreichten sie nach einem einstündigen Fußmarsch die Anlage. Diese wurde 1770 erbaut und im Jahr 2001 zu einem
nationalen Denkmal erklärt. Heute ist die Anlage ein Museum und ein Raum ist dem "Graf Spee"- Ereignis und dem Aufenthalt der Besatzungsmitglieder der "Graf Spee" und der "Tacoma" gewidmet - eine
Namenstafel gehört dazu.
Als Unterkünfte dienten die ehemaligen Militärbaracken, die auch erst wieder wohnlich eingerichtet werden mussten, dabei wurde die Einrichtung aus der "Villa Catalina" genutzt. Trotz gewisser Bewegungsspielräume verging die Zeit doch merklich monotoner und stets unter militärische Bewachung.
Die Besatzungen der "Graf Spee" und der "Tacoma" blieben bis zum Ende des Krieges und darüber hinaus - bis der Rücktransport im Februar 1946 nach Deutschland erfolgte. Auch der Rücktransport wird im Teilbereich Argentinien - Internierung näher beschrieben.
In Memoriam
In fremder Erde bestattet
13. Dezember 1939
Ver.Mt. Hans-Joachim Albrecht - Mtr.Gefr. Günther Kalitta
Masch.Ob.Gefr. Günter Arnold - Mtr.Gefr. Franz Klamt
Masch.Ob.Gefr. Peter Becker - Matrose Werner Erich Krüger
Matrose Otto-Karl Bethge - Masch.Ob.Gefr. Gerhard-Adolf Mauersberger
Uffz.(F) Heinrich Bongarts - Mtr.Gefr. Karl-Friedrich Meier
Musik.Mt. Johannes Brümmer - Ob.Masch.Mt. Heinrich Neuhardt
Masch.Ob.Gefr. Gerhard Claus - Musik.Gefr. Wilhelm Olschinski
Sig.Ogfr. Erich Diesing - Matrose Mathias Pütz
Mtr.Gefr. Kurt Dreisbach - Matrose Max Renger
Masch.Ob.Gefr. Joachim Ebert - Mtr.Gefr. Walter Riedel
Masch.Ob.Gefr. Arno Giebel - Musik.Gfr. Karl Rode
Mtr.Gefr. Georg Gierscher - Mtr.Hp.Gefr. Max Scharnow
Ltn.(V) Edgard Grigat Mtr.Gefr. Emil Schell
Masch.Ob.Gefr. Walter Groth - Feuerw.Mt. Johannes Steuermann
Masch.Ob.Gefr. Rudolf Haferkorn - Flg.Ob.Gefr. Hans-Eduard Simmerer
Mtr.Gefr. Ernst Hintz - Mtr.Ob.Gefr. Curt Timm
Matrose Robert Horneffer - Musik.Gefr. Hermann Uhr
Mtr.Ob.Gefr. Paul Janssen - Ob.Masch.Mt. Willi Wolf
An den Folgen des Gefechts später verstorben
Mtr.Ob.Gefr. Helmut Bargenda 17. Januar 1940 - Mtr.Gfr. Karl Kracht 15. August 1940 ( andere Quellen 24. März 1942)
Ob.Inspektor Hans Ebeling 5. Juni 1940 - Btsm. Wilhelm Schmid 19. Januar 1940
Auf See geblieben
Ob.Bts.Mt. Herbert Matzker 26. August 1939 - 51°40' N 028°26'W