13. Dezember 1939
Aus dem KTB ist zu entnehmen, dass dieser Tag dazu vorgesehen war, das Operationsgebiet, wie ursprünglich vorgesehen, in die Bucht von Santos/Brasilien zu verlegen. Darüber hinaus gibt es keine formalen Eintragungen mehr.
Das KTB schließt mit dem 10. Dezember 1939. Für den 11. und 12. Dezember waren nur Entwürfe vorhanden, aber auch die, wie ausnahmslos alle anderen Dokumente, wurden aus Geheimhaltungsgründen bei der Sprengung vernichtet. Im Prinzip ist alles, was dem KTB von dem Moment an hinzugefügt wurde, das Ergebnis individueller Erinnerungen – sowohl mit all ihren Stärken als auch Schwächen.
Das Gefecht
Auch die Darstellung, wie sich die Situation an dem Morgen abbildete, wie das Gefecht verlief und einiges mehr, ist zunächst nur dem Telegramm zu entnehmen, das Langsdorff über die Gesandtschaft in Montevideo dem OKM sandte – G.Kdos. 195/39 v. 14. 12. – und das nebenstehend abgebildet ist.
Es soll hier nicht beurteilt werden, ob der Entschluss von Langsdorff, einem möglichen Gefecht nicht mehr unbedingt auszuweichen, das Aufeinandertreffen geradezu forciert hat. Im Übrigen hatte er diese Haltung auch mit den außergewöhnlichen Sichtverhältnissen begründet und dass so keine Aussicht auf das Abschütteln eines Fühlungshalters bestand. Und eben diese Situation bestand ja an dem Morgen des 13. Dezember gegen 06:00 Uhr OZ - der Himmel war wolkenlos und die Sicht war mit 20 sm gut.
Allerdings ist auch nicht zu übersehen, dass er nicht mit gleich drei feindlichen Kriegsschiffen gerechnet hatte.
Auch nicht, ob der sofortige Angriff richtig war oder ob ein sofortiges Ablaufen besser gewesen wäre. Ob es richtig war mit hoher Geschwindigkeit auf den Gegner zuzulaufen oder ob es besser gewesen wäre, mehr Abstand zu wahren und die durchaus überlegene Artillerie mit höherer Trefferreichweite zu nutzen. Ob es besser gewesen wäre, den Schweren Kreuzer "Exeter" zu versenken oder ob es richtig war, den Rückzug zuzulassen.
Jenes Vorgehen und manches mehr, ist im Laufe von Jahrzehnten durchdekliniert worden – meist mit ganz unterschiedlichen Ergebnissen. Es ist hier nicht nötig, das alles noch zu vertiefen. Weiteres im Abschnitt "Deutsche Dokumentation"
>> Kommandant ausgefallen <<[...].
Ein weit wichtiger Vorfall dagegen wurde immer nur am Rande erwähnt – wenn überhaupt. Auch später im Untersuchungsbericht des OKM werden die Verletzungen und der Ausfall des Kommandanten im Gefecht (!) als "Fußnote" behandelt.
Und dieser "doch wohl nicht ganz unbedeutende Vorfall" wird nur konkret in dem Buch von Miligton-Drake erwähnt, das allerdings nur im Englischen und Spanischen erschien, ist, also nur für einen begrenzten Leserkreis.
Das Auffallende daran ist, dass es Einlassungen ehemaliger Offiziere der "Graf Spee" sind, die aber darüber hinaus nie publik gemacht wurden – man kann es kaum glauben. Und wenn, dann mit ungenauen und auch widersprüchlichen Angaben.
Aufgrund zweier eigener Unfall-Erfahrungen wurde ein Facharzt vom Autor dazu befragt. Der kam zum eindeutigen Ergebnis, dass die Schilderungen der Zeitzeugen ggf. sogar den Schluss zulassen, dass es sich um ein Polytrauma gehandelt haben kann. Zum einen die Splitterverletzungen, die einhergehen mit erheblichem Blutverlust, und zum anderen die durch den Sturz auf die Stahlplatten erfolgte Einwirkung auf den Kopf und die daraus resultierende Bewusstlosigkeit.
Weiter meinte der Facharzt, dass diese Annahme dem weiterem Handeln Langsdorff nicht entgegen steht. Selbstverständlich hat er einerseits, nach der Wiedererlangung des Bewusstseins, rational weiter gehandelt und die notwendigen Befehle erteilt - das lag an der Routine. Aber das beinhaltet nicht zwangsläufig eine Konsequenzanalyse.
Dieser Vorfall ist von beträchtlicher Bedeutung, denn er steht mit hoher Wahrscheinlichkeit in Verbindung mit der Entscheidung von Langsdorff, einen Hafen anzulaufen.
Und der ehemalige Adjutant OLtzS. Diggins erklärte in einem Interview im französischen Fernsehen 1959 es wie folgt:
Capt. P. Dove, Kpt. der "Africa Shell" schrieb später in seinem Buch, dass, nachdem sie in Montevideo eingelaufen waren, er Langsdorff in seiner Kabine aufgesucht hat, um sich bei ihm zu verabschieden:
Um es noch mal zu verdeutlichen, die äußerliche erkennbare Gewalteinwirkung, die Langsdorff ausgesetzt war, konnte noch 24 Stunden später nach Gefechtsbeginn erfasst werden. Und was das zu Boden angeht, kann man das am Beispiel eines Boxers ggf. begreifen: nach 10 Sek. (!) wird dieser aus dem Kampf genommen, weil berechtigterweise angenommen wird, dass er nicht die physischen oder psychischen Voraussetzungen erfüllt fortzufahren.
Man muss im vorliegenden Fall kein Mediziner sein, es reicht der gesunde Menschenverstand, um diese hohe Gewalteinwirkung auf einen Menschen zu erkennen. Daher ist es geradezu drollig, dass dieser signifikante Vorfall in der deutschen "Graf Spee - Literatur" bisher kollektiv "als Fußnote" behandelt wurde.
Die Entschlussfassung
Die Frage nach den Gründen der Entscheidung Montevideo anzulaufen, ist so alt wie die Begebenheit selbst. Die Gründe werden bis heute diskutiert, analysiert und mit Hypothesen befrachtet – vermutlich war es eine Addition aus dem Ist-Zustand der Lage und dem menschlichen Status. Militärisch betrachtet war es auf jeden Fall ein Fehler.
Möglicherweise wurde dieser Entschluss auch durch die Annahme getragen, dass durch die Souveränität Uruguays die erklärte Neutralität entsprechend belastbar sein würde. Tatsächlich war die Situation bekanntlich, sowohl politisch als auch infrastrukturell, in Uruguay eine ganz andere.
Über das profunde Wissen, das Harwood über die Südamerikanische Küste und der La Plata - Mündung hatte, verfügte Langsdorff nicht.
Ob das im Operationsbefehl Genannte: I. Allgemeines A) Politische Lage 1.)–5.) und B) 6.) Warnung genug hätte sein müssen kann weder verneint noch bejaht werden. Dort steht u.a.:
Aus der Einlassung des I NO KKpt. Wattenberg ergibt sich folgendes Bild:
Wohl aber muss diese Situation der Abwehr in Berlin bekannt gewesen sein, dessen Leiter Adm. W. Canaris war. Dieser hatte die Leitung der deutschen Abwehr bereits seit Januar 1935 übernommen.
Das ergibt sich auch aus nachstehendem Vorgang:
Im KTB der Skl. in Berlin ist folgendes notiert:
Diese Frage wird nie mehr beantwortet werden können, Dokumente, die darauf zielen, sind in den Archiven nicht vorhanden.
Der Bericht an das Direktorium der Marinekriegsschule in Buenos Aires
Wenden wir uns also der Frage zu, wie Langsdorff von Anfang an die Gesamtsituation an diesen Tag betrachtete, einschätze, wie er das Ergebnis interpretierte und wie er das Einlaufen in Montevideo im Nachhinein beurteilte. Im KTB ist, wie oben schon erwähnt, nur eine kurze Darstellung der Lage, via Telegramm, an das OKM übermittelt – das reicht nicht aus. Auch keiner seiner Offiziere hat sich jemals nachhaltig zu der Sachlage geäußert, was eine Orientierungshilfe für diese Frage sein könnte – es herrschte über solchen Dingen immer "Sprachlosigkeit".
Wäre da nicht der Bericht von FKpt. Eduardo Aumann. Über das intensive Gespräch, das er mit Langsdorff nach seiner Ankunft in Buenos Aires geführt hatte, wurde schon an andrer Stelle informiert, allerdings sehr verkürzt und mit dem Hinweis, dass der Bericht noch einmal ins Zentrum gerückt werden muss. Grund ist, weil Langsdorff hier schon mit seiner Schilderung Antworten liefert.
Ob Aumann auch davon wusste, dass Langsdorff zweimal verwundet wurde, wobei der zweite Vorfall eine Bewusstlosigkeit durch ein Schädel-Hirn-Trauma war und zusätzlich auf die Psyche gewirkt hat, ist nicht bekannt, zumindest wird es im Bericht nicht erwähnt, aber angesichts eines solchen detaillierten Berichtes ist davon auszugehen, das wäre es erwähnt worden, dieses sicher auch angeführt worden wäre.
Daher ist es nicht nur wichtig, wie Aumann seine persönlichen Eindrücke vom Menschen Langsdorff schildert, sondern auch an welchen Stellen des Gesprächs er den jeweiligen Eindruck lebendig werden lässt. Deshalb ist die Übersetzung auch keine schlichte Zusammenfassung, sondern unter Berücksichtigung der jeweiligen Synonyme, detailliert erarbeitet. Anm. d. Aut.
Der Bericht ist datiert auf den 29. Dezember 1939, er ist an das Direktorium der Marinekriegsschule in Buenos Aires gerichtet und informiert über das lange Gespräch, das er mit Langsdorff am Tag vor seinem Tod geführt hatte.
>> Ein paar Stunden vor seinem Tod, in seiner Unterkunft im Marinearsenal der Dársena Norte, sprach ich mit KptzS. Hans Langsdorff, Kommandant der "Admiral Graf Spee" <<.
Er sagte mir, sein Auftrag bestand ausschließlich darin, einen Handelskrieg zu führen, den Schiffsverkehr am Rio de la Plata anzugreifen und mindestens zwei feindliche Handelsschiffe zu zerstören, wissend um das Risiko, einem britischen Kreuzer zu begegnen. So ein Feind machte ihm aber keine größeren Sorgen, da er zweifellos die Gewissheit hatte, mit ihm fertig zu werden.
Aber im Morgengrauen des 13. Dezember hatte er die unangenehme Überraschung, sich gleich mit drei feindlichen Schiffen auseinanderzusetzen, von denen einer sofort als "Exeter" - Typ erkannt wurde, während die anderen beiden zunächst als Zerstörer erschienen. Nach einer gewissen Zeit aber wurden sie als Kreuzer erkannt; es waren "Ajax" und "Achilles".
Zunächst beschloss er, den stärksten Feind anzugreifen - das war der "Exeter". Es war so, dass wenige Minuten nach 06:00 Uhr er das Feuer eröffnete - auf etwa 22.000 m. Während die zwei Leichten Kreuzer, die anfänglich mit dem "Exeter" in Formation kamen, nun geschickt sich in eine günstige Position manövrierten, um anzugreifen, ohne dass er in der Lage war, denen, mit seinen vier 15 cm Geschützen einen größeren Schaden zuzufügen, gegenüber den sechzehn Geschützen gleichen Kalibers des "Ajax" und "Achilles".
Kapitän Langsdorf äußerte großer Bewunderung für den entschlossenen und mutigen Angriff der beiden Leichten Kreuzer, die, so sagte er, wie Zerstörer angriffen mit häufigem Zickzack und so mit hoher Geschwindigkeit, die Distanz zur "Graf Spee" verkürzten.
Es versteht sich, sagte mir Kapitän Langsdorff, dass die Bedingungen sich praktisch so entwickelten, dass diese Schiffe tatsächlich ein Zielschießen veranstalteten und man muss hinzufügen, dass durch die Abstandsverkürzung eine Situation eintreten würde, wo mir der Beschuss nicht mehr ohne Belang sein würde und dass sich die Möglichkeit ergeben würde, dass sie ihre Torpedos ungestraft benutzen konnten.
Unter solchen Bedingungen musste ich mit meinem Schiff heftig manövrieren und weiter musste ich mit meiner schweren Artillerie einen der Leichten Kreuzer unter Feuer nehmen, um sie auf Distanz zu halten; es war so, dass ich gezwungen wurde, einige Zieländerungen vorzunehmen, um die volle Leistung meiner Artillerie zu nutzen. Weiter sagte er, dass der "Exeter" sich sehr effektiv einnebelte und so sich bei zwei Gelegenheiten vollständig verstecken konnte. Während die Leichten Kreuzer mutig Angriffen und etwa einer Distanz von 7800 Metern erreichten.
Eine Annäherung, die sie immer mit einem solchen Schiff bei einem Gegner, wie es das Panzerschiff "Graf Spee" war, für sehr schwierig gehalten hatten.
Nach den Aussagen von Kapitän Langsdorff wurde der Kampf nach einer und eine viertel Stunde nach Beginn unterbrochen, das heißt um 07:30 Uhr, als der "Exeter" sich aus dem Gefecht zurückzog, sehr beschädigt durch Qualmsäulen verdeckt.
Die "Graf Spee" drehte bugwärts etwa nach Westen, während die Kreuzer "Ajax" und "Achilles" den Kontakt hielten, einer auf jeder Seite, in beträchtlichen Abstand.
Kapitän Langsdorff machte deutlich, dass ein Moment eintrat und die Umstände es notwendig machten, eine Entscheidung zu treffen und der, die Erfordernis beinhaltete, zwischen den Häfen von Rio Grande do Sul, Montevideo oder Puerto Belgrano zu wählen, um dort einzulaufen.
Er sagte, dass Rio Grande aus naheliegenden Gründen sofort verworfen wurde und dass er sich für Montevideo entschied; aber dass er "nachträglich" erkannt hat, dass seine Entscheidung, durch die Umstände erzwungen, nicht die beste war und dass im Rückblick betrachtet seine Analyse ihn zur Schlussfolgerung geführt hatte, dass es besser gewesen wäre, Puerto Belgrano aufzusuchen.
Demzufolge stellte er klar, dass er dringend einen Hafen anlaufen musste, obwohl sein Schiff, im Hinblick auf das heftige Gefecht lächerliche Schäden hatte, diese doch die Seetüchtigkeit beeinträchtigten. Hinzu kam, dass Lebensmittel übernommen werden mussten, zumal es unverantwortlich gewesen wäre, mit mehr als 1000 Mann auf hoher See zu bleiben und mit einer Lebensmittelreserve für drei Tage.
>> Ich hatte den Eindruck, dass Kapitän Langsdorf seine Entscheidung getroffen hatte, nach Montevideo zu gehen, mit einer ziemlichen Hast und unter dem Druck einer beharrlichen Idee,
die ihn beunruhigte und die meiner Meinung nach der Gestalt war, dass er vermeiden musste mit einem Schiff in eine Situation zu geraten, wo er Schäden erhalten würde, die ein Fortsetzen eines
Handelskrieges und den Rückmarsch in die Heimat verhindern könnten. <<
Anderseits hatte es den Anschein, dass Kapitän Langsdorff es bedauerte, die Zerstörung des "Exeter" nicht zu Ende geführt zu haben und ein gleiches Gefühl der Reue scheint in ihm aufgekommen zu sein, sobald er eine genaue Vorstellung der wahren Situation bekam, die ihm Montevideo bereithielt; gleichwohl könnte ihn die Furcht beeinflusst haben, ohne Munition auszukommen.
Anderseits scheint es, dass er glaubte, das die "Barham" und vielleicht die "Renown" dabei waren, unmittelbarer in Aktion zu treten; das leite ich aus den
Überlegungen ab, die er mir, bezüglich des seltsamen Verhaltens der beiden britischen Kreuzer im Laufe des Tages, so sagt, er, die Beobachtungen mit sich brachten.
Der Kampf scheint weniger als 300 Meilen von Montevideo entfernt stattgefunden zu haben und östlich von diesem Punkt; Kapitän Langsdorff erzählte mir auch, dass weder er noch der Erste Offizier, den Südatlantik befahren hatten und dass sie sich nie haben vorstellen können, dass der Hafen von Montevideo im Besonderem und der Rio de la Plata im Allgemeinen, sich als so eine "ungeheure Mausefalle" herausstellen würde. Gleichermaßen sagte er mir, dass er es sich auch nicht vorstellen konnte, dass das sich annähern der Isla de Lobos solche Unannehmlichkeiten bereiten würde, die er sich konfrontiert sah.
In diesem Zusammenhang glaube ich, dass er auf die möglichen Schwierigkeiten hinweisen wollte, die sich für die Motoren hätten ergeben können, da bekannt war, dass die Ansaugventile für die Wasserkühlung sich am Schiffsboden befanden; es ist auch möglich, dass sich Vibrationen am Schiffsrumpf ergeben haben aufgrund der geringen Wassertiefe.
Es war nicht möglich, von Kapitän Langsdorff eine befriedigende Erklärung zu erhalten hinsichtlich der Gründe, die ihn dazu veranlassten, in den Hafen von Montevideo einzulaufen.
Und in dieser Hinsicht habe ich den Eindruck, dass er den Fehler seiner Entscheidung zutiefst bedauert hat, weil er mehrmals wiederholte, dass er nach Puerto Belgrano hätte gehen sollen.
Auf der anderen Seite äußerte er eine tiefe Verbitterung für das, was er als eine flagrante Verletzung des Völkerrechts durch die Regierung von Uruguay nannte, als die ihm nicht erlaubten, die Seetauglichkeit seines Schiffes wiederherzustellen.
>> Aus den obigen Gründen bin ich zu dem Schluss gekommen, dass Kapitän Langsdorff die Entscheidung in Montevideo einzulaufen in einer Situation traf, die schwer zu erklären ist, wo ihm
die Klarheit seiner Urteilsfähigkeit fehlte, ausgelöst durch den Gefechtslärm und erdrückt durch das Gewicht der Verantwortung, der er durch außergewöhnliche und unvorhergesehene Umstände
ausgesetzt war. <<
Weiter erzählte Kapitän Langsdorff das einmal in Montevideo und als ihm es abgelehnt wurde, die Seetauglichkeit seines Schiffes wiederherzustellen, was, seiner Meinung nach, 8 bis 10 Tage Arbeitstage Verweildauer bedeutet hätte, er sich nach 18:15 Uhr und vor 20:00 Uhr am Sonntag des 17. Dezember in See hätte begeben müssen, mit seinem Schiff in einem kritischen Zustand.
Die Anordnung der Regierung von Uruguay stellte ihn vor die Zwangslage, zwischen einer Internierung oder einem Gefecht mit feindlichen Schiffen wählen zu müssen, die den Rio de la Plata blockierten. Die Internierung des Schiffes in Montevideo war inakzeptabel, da Uruguay keine Garantien für seine Neutralitätszukunft bieten konnte und das führte zu der Gefahr, dass, wenn dieses Land in den Krieg eintreten würde, das Schiff in die Hände der Briten fallen würde; er sagte, nach Buenos Aires konnte er nicht kommen, weil die Motoren das schlammige Wasser des Zugangkanals nicht aushalten würden.
Die andere Lösung, die ihm blieb, den Kampf wieder aufzunehmen, hätte er gerne angenommen, aber er sah sich gezwungen die zu verwerfen, aus dem einfachen Grund, dass die genaue Begrenzung der Abfahrtszeit des Auslaufens aus dem Hafen zwischen um 18:15 und 20:00 Uhr ihn absolut sicher machte, dass er den Kampf in einem Bereich des Rio de la Plata hätte. Akzeptieren müssen, wo die geringe Tiefe nicht garantiert hätte, dass einmal die Munition verbraucht, die ihm geblieben war und wenn er entschieden hätte, sein Schiff zu versenken, dieses unter der Wasseroberfläche verschwunden wäre.
Unter derlei Bedingungen blieb die Möglichkeit, dass der Feind sich dem Rumpf bemächtigen und schwimmfähig machen würde und es im Triumph nach Großbritannien bringen würde. Aus diesen Gründen entschied er, das Schiff in der Art zu sprengen, wie er es tat, es ist allgemein bekannt, dass er damit das Leben von mehr als 1.000 Männern rettete, und vermied, dass die Briten sich einen Sieg aneignen würden, der für politische Absichten ausschlachtet werden würde.
Zum Schluss, und zum Ende zu kommen, machte mir Kapitän Langsdorff deutlich, dass er überzeugt ist, dass das Gefecht vom 13. Dezember vielleicht das wichtigste Marinegeschehen war für den gegenwärtigen Krieg; dass die Erfahrung, die er mit seinem Schiff gemacht hatte, ihn zu der Überzeugung geführt hat, dass Deutschland dieses System Krieg zu führen aufgeben müsste und stattdessen sich allen Anstrengungen der U-Boot-Kriegsführung widmen sollte und der Minen-Blockade, weil die Risiken, denen sich ein Schiff wie die "Admiral Graf Spee" im Handelskrieg ausgesetzt hat, zu groß sind, wenn man berücksichtigt, dass jeder Schaden die Existenz des Schiffes, das einen Operationsauftrag ausführt, gefährden, kann, ohne jegliche Unterstützung und Versorgung.
Aus dem KTB geht hervor, dass Langsdorff sich bereits einen Tag nach dem Einlaufen in Montevideo, und nachdem der Sachverständige, Baurat Krankenhagen, und der LI KKpt. Klepp den Zustand des Schiffes in Hinblick auf die Wiederherstellung Seetüchtigkeit, begutachtet hatten, im Klaren war, dass seine Überlegungen, die ihn dazu führten, Montevideo anzulaufen, hinfällig waren.
Ein Telegramm an das OKM über die Gesandtschaft in Montevideo – Nr. 181 v. 15. 12. 39 beschreibt die Lage.
Langsdorff blieben nur folgende Möglichkeiten, und die übermittelte er via Telegramm auch dem OKM über die Gesandtschaft in Montevideo – Nr. 183 vom 15.12.39
Die Antwort der Skl. kam prompt – mit Telegramm Nr. 270 vom 16.12.39
Die weitere Entwicklung ist bekannt. Nach dem Langsdorff mit seinen Stabsoffizieren, IO Kay, LI Klepp, NO Wattenberg und in Anwesenheit des Marineattaché Niebuhr die Lage besprochen hatte und die Aussichten eingeschätzt waren, wurde der Skl. gemeldet, dass ein Durchbruch nach Buenos Aires nicht möglich ist und dass der Kommandant die wirksame Zerstörung des Schiffes durch Sprengung angeordnet hat.
Aus dem obigen Bericht von FKpt. Aumann geht die aussichtslose Lage, in der sich Langsdorff befand und die er so trefflich beschreibt, gut hervor. Auch der Entschluss, warum er in Montevideo einlief, wird deutlich. Die Folgen daraus sind bekannt.