Die Spee-Info im Wandel der Zeit

 

Im Oktober 1975 wurde das erste Mitteilungsblatt, die sogenannte "Spee-Info", publiziert und an die Mitglieder versandt. Ab dem Zeitpunkt an erschien es, zunächst in Loseblatt-Form einmal geklammert, vierteljährlich. Verantwortlicher war Rudolf Donath (ehemals Goldschmidt - warum die Namensänderung erfolgte, ist bis heute nicht geklärt), unterstützt von Hans Böhl und Heinz Zander. Da alle drei ihren Wohnsitz in Berlin hatten, kann man sagen; aller Anfang lag in der alten und jetzigen Hauptstadt.

 

Hintergrund war, dass im Gegensatz zu den verschiedenen Speegruppen in Übersee, die räumlich nicht besonders getrennt voneinander lebten und sich daher regelmäßig monatlich treffen konnten, die Wohnorte der Speefahrer in Deutschland weit voneinander getrennt waren und sich daher lediglich auf ein jährliches Treffen reduzierte. Daher wurde zur besseren Kommunikation dieses Medium geschaffen. Aber nicht nur; auch für die Kommunikation nach Übersee war es erste Wahl. Die dortigen jeweiligen Leiter der Gruppen, aber auch eine beachtliche Anzahl Speefahrer nutzten es ebenso für Berichte, Nachrichten und Meinungsäußerungen.

Allerdings muss eingestanden werden, dass der gesamte Inhalt immer nur auf Deutsch gedruckt war und weder in Deutschland noch in Argentinien war das jemals eine Option – sehr schade.

  • Darüber hinaus stellten alle Speemarinekameradschaften zusammen die wohl größte Gemeinschaft von Überlebenden einer ehemaligen Marineschiffseinheit dar.
  • Inhalt waren aktuelle Informationen, Vorhaben, gelegentliche partikular geschriebene Erlebnisse, auch Glückwünsche zu Geburtstagen und im Laufe der voranschreitenden Zeit, die Todesanzeigen, die sich natürlicherweise immer mehr häuften.
  • Zwischendurch wurde über die Reisen nach Argentinien, anlässlich einer Gedenkfeier durch Wiederkehr eines besonderen Datums, berichtet.
  • Wobei hinzuzufügen ist, dass nur wenige sich diese Reisen überhaupt finanziell leisten konnten. Überraschend ist jedoch, dass - außer K. Diggins - aus Deutschland kein ehemaliger StO. bzw. Offz. der "Graf Spee" jemals wieder die Grabstätte besucht hat.
  • Und einmal im Jahr, wenn über das gelungene Speetreffen mit "Marineball" berichtet wurde, konnte man meinen, eine Speisekarte gleich mit geliefert bekommen zu haben – es wurde minutiös alle Speisen und Getränke aufgeschrieben.
  • Aber nicht selten erfolgte im Nachhinein auch eine Debatte über die Kleiderordnung. Während die einen eine eher legere Garderobe bevorzugt und bestenfalls der Krawatte eine Chance eingeräumt hatten, favorisierten die anderen eine Festgarderobe. Entsprechend kontrastreich verlief der Abend. Das führte aber auch mitunter zu einer "Grüppchenbildung", eine "Team-im-Team-Situation" mit Abgrenzung.
  • Einige Themen erinnerten allerdings manchmal an diese Telefonberater im Rundfunk, für Ratsuchende in allen Lebenslagen – heute nennt man das modernisiert "call-in-Sendungen". Aber es gab auch kuriose "Leserbriefe" und Beiträge.
  • Ein Speefahrer aus Wilhelmshaven schrieb mal: >> bin mein eigener Speekamerad, 1. Vorsitzender, Schriftführer und Traditionshüter, und so dann und wann geht dann auch mal eine Reichskriegsflagge (2m) den Flaggenmast hoch << […].

Hätte man über so eine Äußerung entweder "lachen oder weinen" können, so waren andere Beiträge schon grenzwertig.

  • Besonders wenn Speefahrer, die im politischen wirtschaftlichen und sozialen stabilen Deutschland lebten, über die Gesamtverhältnisse in Argentinien schrieben, nur weil sie glaubten, den Wirtschaftsteil einer Zeitung lesen ist gleichbedeutend mit verstehen. Und weil sie gelegentlich an einem Gedenktreffen in Buenos Aires kurz teilgenommen hatten, und daher meinten beurteilen zu können, welche Regierung die richtige und welche die falsche war. Dass die dort Lebenden die Situation möglicherweise ganz anders beurteilten und auf Ferndiagnosen gerne verzichtet hätten, kam einigen offenbar nicht in den Sinn.

"Gewaltiges" hatte allerdings der ehemalige Adjutant von Hans Langsdorff und "Ehrenvorsitzender" K. Diggins der Speegemeinschaft zu sagen. Warum er überhaupt Ehrenvorsitzender war, ist wenig logisch, da es sich lediglich um eine Gemeinschaft handelte, die sich bewusst nicht als Verein definierte und ein juristischer war es schon gar nicht – aber egal.

  • Es ging in seiner Ansprache im Juni 2001 zunächst um das zwiespältige Verhältnis der Bundeswehr zur eigenen Tradition. Weiter um die, seiner Meinung nach, verleumdende Wehrmachtsausstellung in Hamburg, um die Journalisten, die sich als historische Bescheidwisser profilierten und um den Moderator der Sendung "ZDF-History", der eher ein verzerrtes, als ein korrektes Bild der Geschichte liefert.
  • Darüber hinaus hielt er noch kurz einen allgemeinen Rückblick und meinte: >> Schon heute steht die junge Generation auf der Brücke unserer Spee-Familie. Sie kennt den Kurs und handhabt Ruder und Maschinentelegrafen << […]
  • Zwischendurch machte er aber einen Schwenk, zitiert Heinrich Heine "Denk ich an Deutschland in der Nacht werd´ ich um meinen Schlaf gebracht" und wendete sich der "Spaßgesellschaft" zu, die sich nun auf der abschüssigen Bahn befinden würde. Gemeint war die "Love-Parade". Ihm fehle >>das Verständnis für solche Großveranstaltung für Schwule und Lesben in Hamburg und Köln<< […].
  • Ihm ging es, wie er es ausdrückte um eine deutsche Leitkultur, Wertekonsens, Tugenden und das nationale Bewusstsein, um Begriffe wie Vaterland und Patriotismus – kurz darum, stolz ein Deutscher zu sein.

Also, eins kann man ihm nicht absprechen - mögliche seherische Gaben.

 

Zur Erinnerung - am 30. Juni 2017 beschloss der Bundestag die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare. Und Spätesten im Jahr 2018 hatten Teile der politischen Klasse und die Medien sowieso, die Debatte über die Leitkultur in die deutschen Wohnzimmer transportiert.

 

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Aber auch die Speegemeinschaften in Argentinien trugen sehr zu den Beiträgen bei. Kurt Wecker, der letzte Leiter in der "Dynastie der Speefahrer" in Buenos Aires, war sehr rührig.

  • Außer den Berichten über die periodischen Jahrestreffen am Grabmal und andere Entwicklungen informierte er rechzeitig, als sich herausstellte, dass das Wrack der "Graf Spee" gehoben werden sollte. Und er formulierte 2003 ein Protestschreiben, dass sowohl dem deutschen als auch dem uruguayischen Botschafter in Buenos Aires übergeben wurde. 24 Personen hatten das Schreiben damals unterzeichnet – die Speegemeinschaft in Deutschland hat auf das Vorhaben nie reagiert. Weiteres ist dem Abschnitt: "Das Wrack der "Graf Spee" zu entnehmen.
  • Der bemerkenswerteste Beitrag, der von dieser Gemeinschaft aus Buenos Aires geliefert wurde, aber schon ein Jahr früher erschienen, markierte allerdings eine Zeitenwende. Waren bisher in der "Spee-Info", das von der Speegemeinschaft in Deutschland erstellt wurde, vornehmlich nur die Gedenkreden der jeweiligen Leiter der Speegemeinschaft in Buenos Aires oder sonst ein Speefahrer abgedruckt, änderte sich ab 2002 das Muster ein wenig.
  • Nebenher hielt, wie es in der "Spee-Info" so auffallend bezeichnet wurde, ein "Sympathisant" von Langsdorff und "Freund der Speefamilie" auch eine Ansprache – in Spanisch. Und dann, im Jahr 2004, Wecker war nun auch schon 85 Jahre alt, war aus dem einstigen "Spee-Fan" der Leiter der Speegemeinschaft geworden. Sein Name: Dr. Carlos D`Anna. Sein Beruf: Jurist.
  • Dieser Wechsel wurde mit Begeisterung, wie es in dem Beitrag hieß, gewürdigt.

Wie auch immer – die zahlreichen Beiträge aus der Vergangenheit, und dieser ganz besonders, zeigen, dass es nicht nur in der deutschen, sondern auch in dieser und jener argentinischen Speegemeinschaft nie langweilig zuging.

 

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Während die Inhalte immer dieselben Strukturen aufwiesen, änderte sich das Cover einige Male.

  • Fand man 1975 anfangs als Corporate Designs einen "Signalmeister am Suchscheinwerfer mit Morsejalousie", das Schattenbild der "Graf Spee" und die schlichte Überschrift "Spee Info", so wurden diese Merkmale erstmals im Februar 1976 durch die Erweiterung "Kameradenkreis Graf Spee" ergänzt.
  • Diese Erweiterung wurde aber im Dezember 1977 wieder entfernt und durch die Erweiterung – "Marinekameradschaft Hans Langsdorff" ( Korporativ-Mitglied des DMB) – und die Hinzufügung des Namens des Schiffes – "Panzerschiff Admiral Graf Spee" erneuert. Hintergrund war, dass es viele Marinekameradschaften gab, die den Namen "Graf Spee" führten, aber weder mit dem Geschwader noch mit dem Panzerschiff, was zutun hatte. Mit "korporativ" ist gemeint, dass es sich um eine Gesamtmitgliedschaft handelte und daher der Beitrag sehr gering war, aber auch Sitz und Stimme nicht gegeben waren.

Dieser Änderung waren aber heftige Diskussionen vorangegangen, denn anfangs sollte es nur heißen "Kameradenkreis Hans Langsdorff". Das Fehlen des Namens des Schiffes war aber keinesfalls mehrheitsfähig. Eine andere Lösung war die Bezeichnung "Kameradenkreis Graf Spee – Hans Langsdorff". Auch das wurde verworfen.


Ab Januar 1978 wurde eine deutliche Veränderung sichtbar. Anstelle des "Signalmeisters am Suchscheinwerfer mit Morsejalousie" wurde nun der "Schattenriss von Hans Langsdorff mit Schirmmütze, Eichenlaubranke, Abzeichen und Kokarde, begleitet von zwei Möwen im Hintergrund" abgebildet. Diese Abbildung unterscheidet sich aber von der Originalzeichnung, denn hier ist noch eine dritte fliegende Möwe unterhalb der Schulterpartie von Langsdorff gezeichnet, die im Schnabel ein Ölzweig mit sich führt.

 

Dieser Veränderung, im Bezug auf den Schattenriss, folgte weder eine Ansage, eine Begründung, eine Debatte – nichts. Gut wäre es gewesen, wenn die Frage nach der Herkunft aufgeworfen worden wäre, denn diese ist spannend:

Im Januar 1940 erschien dieser Schattenriss auf dem Cover des Fachblattes "Der Deutsche in Argentinien". Es war eine Monatsschrift für die Berufstätigen Deutschen in Argentinien und für die Ortsgruppen und Stützpunkte der "Deutschen Arbeitsfront" (DAF). Es hatte 50 Seiten und finanzierte sich ausschließlich durch Werbeanzeigen, zum Teil auch ganzseitig, der ansässigen Deutschen Einzel - und Großhandelsbetriebe – branchenübergreifend.

 

Und es war das Nachfolgeblatt des Nachrichtenblattes - Deutschnationaler Handlungsgehilfen – Verband - "Der D.H.V. am La Plata".

Seit 1934 hieß das Blatt "Der Deutsche in Argentinien" - verantwortlicher Redakteur war Ottokar Gartz.

 

Später hat ein Speefahrer diese Silhouette in seinem Fotoalbum eingezeichnet und daher stammt auch das "Logo". Jener Speefahrer ist namentlich bekannt, sein Fotoalbum befindet sich in der Speesammlung und somit ist dieser Schattenriss von Hans Langsdorff durch die Speesammlung geschützt und von historischem Wert.

 

Darüber hinaus wurde, wie die Abbildungen zeigen, der Name des Kommandanten mal in Anführungszeichen, mal ohne diese geschrieben, was wiederum für Diskussionen reichte.


Ab Juni 1983 erfolgte wieder eine Veränderung und Ergänzung.

  • Nun wurde dem Namen des Schiffes der Zusatz "Bordkameradschaft" hinzugefügt, das bisherige in - MK "Hans Langsdorff" im DMB - umgewidmet und "Circulo de Cameraderia en Argentina y Uruguay" hinzugefügt. Und prompt gab es einen Schreibfehler – erst Ende 2007 wurde das fehlerhafte e durch ein a ersetzt und den Begriff "Camaraderia" nun richtig geschrieben.
  • Bereits im Jahr 2003 hatte Kurt Dambach, ein ehemaliger "GS" - Fregattenfahrer, die Redaktion und den Vertrieb übernommen. In dieser Zeit änderte sich der inhaltliche Stil wesentlich. Er wurde moderner, strukturierter, abwechslungsreicher, mit einem übersichtlichen Impressum und zugeordneter Verantwortlichkeit.

Zweiunddreißig Jahre nach dem ersten Erscheinen, mit sieben veränderten Covers und neuen Stils, war nun endgültig der Turnaround der "Spee-Info" geschafft.

 

Alle diese graduellen Änderungen an der "Spee-Info" änderten nichts an der grundlegenden Akzeptanz und so wurde sie im Laufe der Zeit, trotz ihres "spartanischen Erscheinungsbildes", zum Kernstück der Speegemeinschaft in Deutschland.

  • Ab dem Jahr 2016 erschien das Blatt nun halbjährlich. Das Ende einer Ära war eingeläutet – das war unübersehbar.
  • Im Juni 2018 auf dem jährlichen Treffen in Bad Emstal wurde nun beschlossen, die Bordgemeinschaft Ende 2018 aufzulösen. Damit wird auch die Ausgabe der "Spee-Info" eingestellt.
  • Sie ist im Laufe dieser dreiundvierzig Jahre ein Teil der Identität der deutschen Speegemeinschaft geworden. Mehr noch, die Speesammlung enthält alle 179 Ausgaben, sie ist daher von historischem Wert und somit auch Teil der Zeitgeschichte.

Angeblich soll sie, in veränderter Form, in Argentinien weiter bestehen. Konzepte dazu sind aber nicht bekannt. Es dürfte sich aber von selbst verstehen das, dass wer immer dafür zuständig ist, auch den Ehrgeiz besitzt, dem Blatt ein neues Format zu geben. Es gibt genug historische Motive, die dem Titelkopf hinzugefügt werden könnten und die gerade den südamerikanischen Teil der Spee-Geschichte sehr gut illustrieren könnten – das wäre mal wirklich ein Neuanfang.

 

Das Format der noch vorhandenen "Spee-Info" bleibt daher eben jenem historischen Abschnitt vorbehalten – alles andere wäre nur Einfallslosigkeit und eine Form des Plagiats.



Schwerer Kreuzer HMS "Exeter"

Der Wahlspruch: "Semper fidelis"

York-Klasse - 8390 ts - 32 kn

Leichter Kreuzer HMS "Ajax"

Der Wahlspruch: "Nec Quisquam Nisi Ajax"

Leander-Klasse - 7270 ts - 32,5 kn

Leichter Kreuzer HMNZS "Achilles"

Der Wahlspruch: "Braverly in Action"

Leander-Klasse - 7270 ts - 32,5 kn