Das Schicksal einer jeden Besatzung ist eng mit dem Auftrag und dem Ziel ihres Schiffes verbunden - besonders, wenn es sich um ein Kriegsschiff handelt, das in Kampfhandlungen verwickelt wird.
Aber auch im günstigsten Fall: Die "Graf Spee" und ihre Besatzung hätten ihren Heimathafen Wilhelmshaven erreicht, wie wäre es weiter gegangen? - der Krieg hatte erst gerade begonnen. Viele der jungen Besatzungsmitglieder wären zur U-Bootflotte versetzt worden, bzw. freiwillig gegangen. Zum einen, weil man Menschenmaterial brauchte, zum anderen, weil man Teil einer elitären Einheit wurde.
Von 40.000 U-Boot-Fahrern kamen bekanntlich über 30.000 nicht zurück - die Wahrscheinlichkeit zu überleben, wäre eher gering gewesen. Durch die Entscheidung, die Internierung zu wagen, hatte Langsdorff die Weichen, die die damalige Entwicklung für jedes Besatzungsmitglied vermutlich bereits gestellt hatte, im Prinzip von Grund auf korrigiert.
Das galt aber nicht für alle. Alles Weitere im Abschnitt "Geglückte Flucht – tragisches Ende"
Vergangenheit
Nach dem Krieg, zum Jahreswechsel 1947 / 1948, als die Allierten die Rückkehr wieder erlaubten, kehrte eine beachtliche Anzahl ehemaliger Besatzungsmitglieder, nennen wir sie ab jetzt "Speefahrer", nach Südamerika zurück.
Während es etwa zehn Mann waren, die nach Uruguay zurückgingen, viele andere wurden ja, wie schon beschrieben, aus humanitären Gründen gar nicht erst nach Deutschland zurückgebracht, waren es sicher deutlich über 200 Mann, genaue Zahlen liegen nicht vor, die nach Argentinien zurückgingen.
Sie kehrten überwiegend an die Orte zurück, wo sie einmal interniert waren und wo sie bereits in Familien integriert waren, mit einer Ausnahme: die Insel Martin Garcia – dort wollte sicher keiner wieder hin.
Die Männer, die zusätzlich in der Internierung eine Anstellung hatten, konnten die Tätigkeit in der Regel wieder aufnehmen.
Wenig später gründeten sich in den unterschiedlichen Provinzen sogenannte Speekreise. Man traf sich regelmäßig und irgendwann wurde an öffentlichen zugänglichen Plätzen, nach Absprache mit der jeweiligen örtlichen Verwaltung, ein Areal mit einem Gedenkstein, Holzkreuz, o.ä. mit einer angebrachten Tafel gesetzt, die an die Vorgänge vom Dezember 1939 und den gefallenen Besatzungsmitgliedern der "Graf Spee" erinnerten.
Die Speegemeinschaft in Argentinien
Auch in Buenos Aires wurde ein Speekreis gegründet. Anfangs nannte er sich "Circulo de Camaradas Graf Spee" - Buenos Aires -
Zuvor aber sollte über den Ausgangspunkt der Gründung berichtet werden. Es waren nämlich einige der zurückgebliebenen Ehefrauen der Speefahrer, die 1946 nach Deutschland zurücktransportiert worden waren. Ihr Ziel war es, dass ihre Ehemänner so schnell wie möglich wieder nach Argentinien zurückkommen könnten. Das grundsätzliche Problem war, dass die Alliierten in den Jahren 1946 bis Ende 1947 ehemaligen Wehrmachtsangehörigen keine Ausreisen mit Schiff aus Deutschland gestatteten. Der Weg führte über die bekannte Route, durch die Schweiz nach Italien und von dort weiter über die Hafenstadt Genua, mit dem Schiff nach Buenos Aires.
Die Handlungen dieser Ehefrauen waren, Bittgesuche an die argentinischen Behörden zu verfassen, Demos zu veranstalten, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, und auch ein Besuch bei dem damaligen Außenminister J. A. Bramuglia kam zustande.
Die Zusammenkünfte der Frauen fanden einmal im Monat statt, als Stätte diente das Lokal "Waldschenke" in Belgrano.
Als dann ab 1948 zügig die ersten Ehemänner wieder zurückgekehrt waren und an diesen Treffen auch teilnahmen, zogen sich die Ehefrauen zurück – ihr Ziel hatten sie erreicht. Die Speefahrer aber behielten diese Treffen bei, die weiter im monatlichen Rhythmus stattfanden. Eine zentrale Rolle spielte die Aufgabe, den neu angekommenen Speefahrer zu helfen eine Anstellung zu bekommen um sich eine Existenz aufbauen zu können zumal nicht alle, die in der Internierungszeit eine Anstellung hatten, diese wieder automatisch erhielten.
Konnte man diese Treffen bisher eher als ein lockeres Beisammensein betrachten, so entwickelten sich ab 1950 doch die ersten festen Bindungen und man nannte sich fortan "Circulo de Camaradas Graf Spee".
Für diese Neuorientierung sorgte A. Jerichow, einst Ob.Wachmstr. auf der "Graf Spee" und später in der Internierungszeit im "Speebüro" tätig. Seine Ehefrau und die zwei Kinder erreichten Argentinien schon Weihnachten 1948; ob Jerichow selbst am Rücktransport teilnahm oder in Argentinien blieb, ist nicht bekannt.
Und es gab auch einen Ausweis in bordeauxrotem Leder, ausgefüllt mit Vor- und Nachname, er enthielt auch ein Passbild, einen Stempel und die Unterschrift des damaligen Leiters. Auch eine Anstecknadel gehörte dazu – Wappen mit Anker.
Zu erwähnen wäre noch, dass ab 1952 diese Gemeinschaft über eine Heckflagge der "Graf Spee" in Besitz war und die vom jeweiligen Leiter Jahrzehntelang treuhänderisch verwahrt wurde. Diese RK-Flagge befand sich, neben anderen Objekten, all die Jahre in der deutschen Botschaft. Dr. Terdenge, der erste Boschafter in Buenos Aires nach dem Krieg, übergab diese Rasenack als "ständige Leihgabe". Wie vor einigen Jahren zu erfahren war, ist diese Flagge seit 2012 veruntreut und seitdem nicht wieder zurückgegeben worden.
Am 03. April 1954 übernahm die Führung F.W. Rasenack, einst OLtzS. auf der "Graf Spee".
Warum Jerichow nur eine sehr kurze Zeit als Leiter diente, ist nicht bekannt. Lag es möglicherweise an dem Umgang miteinander, der auch nicht immer sehr freundlich war oder waren es gesundheitliche Gründe, jedenfalls bestand danach kein Kontakt mehr - er verstarb bereits im Jahr 1962.
Rasenack war ja, wie die überwiegend anderen Offiziere, aus der Internierung im April 1940, mit Unterstützung der Deutschen Botschaft in Buenos Aires, nach Deutschland. Geflüchtet. Er kehrte aber, mangels jeglicher Perspektive, im Juli 1948 nach Argentinien zurück – seine Frau und die drei Kinder, erreichten Argentinien Weihnachten 1949.
Mit dem Führungswechsel wurde nun auch beschlossen, diese Marinekameradschaft in "Kameradenkreis Spee" umzubenennen. Die Treffen fanden weiter monatlich statt, als Ort diente nun das Restaurant "Bodensee" in Belgrano.
Weiter wurden im Lokal "Nino" in Olivos, für allgemeine Feiern oder Weihnachtsfeiern gewählt. Besonders anzumerken sei, dass die Treffen immer auch von "öffentlichem Charakter" waren, das heißt, dass sowohl Verwandte, Freunde, aber auch Argentinier, die nichts mit der Speebegebenheit zu tun hatten, außer dass sie sich interessiert zeigten, immer willkommen waren und so eine Akzeptanz für diese Treffen und der dahinter stehenden Geschichte geschaffen wurde.
Als großes Ziel setzte sich der Kameradenkreis im Jahr 1954, Frau Ruth Langsdorff und ihre Tochter Inge nach Buenos Aires einzuladen. Durch Spenden innerhalb der Speefahrer, der
angeschlossenen Verwandten und Freunde, die nicht zuletzt dadurch zustande kamen, weil eben diese Gemeinschaft "immer offen für alle war", gelang das Vorhaben; das notwendige Geld für die Reise
und den längeren Aufenthalt für Frau Langsdorf und ihrer Tochter konnte eingesammelt werden - im Dezember 1954, es war der 15. Todestag von Hans Langsdorff, trafen beide in Buenos Aires
ein.
Später, im Jahr 1959, konnte die Speegemeinschaft eine kleine Insel am Rio Espera im Tigre-Delta erwerben, dazu gehörte ein größeres Gebäude mit mehreren Räumen, das im Sommer an Wochenenden gerne von so manchen Speefahrer und den Familien als Naherholungsstätte genutzt wurde.
Im Jahr 1980 zog sich Rasenack zurück und ließ sich mit seiner Familie in La Falda – Córdoba - nieder.
Die Leitung übernahm nun A. Tetzner, einst Ob.Stck.Mstr. auf der "Graf Spee" und später in der Internierungszeit auch im Speebüro tätig.
Nach seinem Tod Ende 1990, übernahm die Leitung H. Bluhm, einst Btsm.Mt. auf der "Graf Spee" – I. Div. und nach dessen Tod 1998, übernahm K. Wecker, einst Matr.Gefr. auf der "Graf Spee" – I. Div. die Verantwortung.
Das Jahr 2002 markierte allerdings eine Zeitenwende. Die Leitungsstrukturen änderten sich total und zum ersten Mal übernahm eine Person die Leitung, die mit der "Spee-Geschichte" nichts zu tun hatte. Sein Name: Dr. Carlos D`Anna. Sein Beruf: Jurist.
Die genauen Gründe sind für diese Leitungsstruktur nicht schriftlich nachzuvollziehen, aber offenbar war ein Vakuum entstand, da eine geeignete Folge aus dem Kreis der Speefahrer nicht mehr zu organisieren war. Inzwischen hatten sich allzu viele bereits auf ihre "letzte Reise" begeben. Denkbar wäre es gewesen, dass einer der Junioren die Aufgabe übernommen hätte, aber viele der Väter hatten es wohl versäumt, sich vom Dritten Reich zu distanzieren. Allein die Hakenkreuze auf den Grabkreuzen "überlebten", nach Ende des Krieges darüber hinaus, mehr als 40 Jahre und zehn in Buenos Aires akkreditierte deutsche Botschafter.
Die angedachte Entfernung dieser Symbole von den Grabkreuzen 1989 gab Anlass zu einer Spaltung in Argentinien! Ob das die gesamte Speegemeinschaft betraf, hüben wie drüben, oder nur einseitig, ist nicht genau zu beantworten. Auf alle Fälle fühlte sich die heimische Speekameradschaft in Buenos Aires zum wiederholten Mal bevormundet. Nebenstehend ein Auszug aus der "Spee-Info". Teile der deutschen Speegemeinschaft waren 1989 zum 50. Gedenken nach Argentinien gereist.
Es war im übrigen KptzS. R. Vito Housselle, von 1986 bis 1989 Militärattaché an der Deutschen Botschaft in Buenos Aires, der den entscheidenden Anstoß zur Entfernung der HK gab - auch wenn die längst überfällige Maßnahme erst Anfang der 90er Jahre erfolgte.
Die Grabkreuze sind aus Eichenholz gefertigt, welches vom Paraná-Delta herbeigeschafft wurde. Besatzungsmitglieder haben anschließend die Stämme gespalten und drei von denen, gelernte
Tischler, die es an Bord ja gab, haben dann die Gravur vorgenommen. Die Grabstätte befindet sich, nachdem man das Hauptportal durchlaufen hat und den Weg rechts einschlägt, im
Vordergrund.
Weiter ist in der "Einleitung" ist zu lesen, dass die Deutsche Botschaft für die Bestattung und für die Fläche, wo später die Grabstätte entstand, verantwortlich war.
Das ergibt sich nicht nur aus einer Vernehmung des ehemaligen Botschafters v. Themann, die im Mai 1945 durch den US-Navy-Commander Weisskopf durchgeführt wurde, in der zu lesen ist, dass die Vorgaben für die Grabanlage durch ihn selbst, in Absprache mit Niebuhr, erledigt wurden.
Auch die jährliche Gebührenzahlung an die Friedhofsverwaltung wurde, wie alle anderen Verbindlichkeiten auch, aus einer der gut gefüllten Kassen bedient die die NSDAP-Auslandsorganisation verwaltete.
Selbst ab 1944, als Argentinien die diplomatischen Beziehungen aufkündigte und der deutsche Botschafter und sein Gefolge das Land verlassen mussten, hatte das generell keinen Einfluss auf die Zahlungsverpflichtungen. Auch nach Ende des Krieges konnten die Guthaben, wie im Abschnitt "Das Netzwerk" beschrieben, nicht beschlagnahmt werden, sodass die Zahlungen weitergingen und die Grabstätte nie belastet war. Wie das nach dem Krieg geleistet wurde, darüber wurde nie gesprochen – das Netzwerk funktionierte weiter.
Auch in einem Buch, das nicht öffentlich zugänglich ist und welches die Friedhofsverwaltung führt und wo alle Vorgänge die eine Grabstätte anbelangt abbildet, findet sich das bestätigt, das die Zahlungen immer geleistet wurden. Seitdem die Grabstätte in ein Denkmal umgewidmet wurde, sind keine Gebühren mehr zu entrichten.
Demnach ist die Bundesrepublik Deutschland, als Rechtsnachfolgerin des "Dritten Reiches", verantwortlich für diesen Platz um müsste über die Deutsche Botschaft in Buenos Aires die Pflege garantieren, was bisher aber nicht geschah.
Um die Pflege kümmerten sich in der Vergangenheit immer nur ehemalige Besatzungsmitglieder, die nach dem Krieg nach Argentinien zurückkehrt waren und in Buenos Aires sesshaft wurden. Später, nach deren Tod, ihre Angehörigen. Aber die Zeit läuft weiter und die Zukunft erfordert erkennbar eine nachhaltige Umorganisation.
Dass die Grabstätte heutzutage Denkmalschutz genießt, liegt in der Wahrung der kulturpolitischen Interessen des "Ministeriums für Umwelt und öffentlichen Raum von Buenos Aires", das auch für den Erhalt der Friedhöfe verantwortlich ist.
Auch dem Deutschen Friedhof wird ein ausgeprägter künstlerischer Charakter bescheinigt, der sich im skulpturalen Erbe widerspiegelt das viele seiner Gräber schmückt. Daher wurde mit Dekret Nr. 525/2010 für "Nationale Historische Denkmäler" bestimmt, dass nach Artikel 2°: "Die Friedhofskapelle und der Eingang zum Deutschen Friedhof zu nationalen historischen Denkmälern erklärt werden".
El Patrimonio cultural – Cementerios. - Das Friedhof-Kulturerbe -
Wie auch immer, die Leitung übernahm nun eine Person, die mit der Spee-Geschichte nichts zu tun hatte und bis dahin anfangs nur zu Gast auf den Treffen war – ob der Versuch am Ende eine glückliche Lösung darstellte, ist bisher nicht kommentiert worden.
Diese Maßnahme sorgte nicht nur für Überraschung, sondern wiederum für eine kollektive Begeisterung.
Hier im Stadtzentrum konnte, im Unterschied zu den Speegemeinschaften in den verschiedenen Provinzen, auf Gedenksteine, etc. verzichtet werden, da das Grab des Kommandanten Langsdorff auf dem
"Deutschen Friedhof" praktisch vor der Haustür lag. Und im Mittelpunkt all dieses stand natürlich die obligate Kranzniederlegung am 20. Dezember eines jeden Jahres am Grab von
Langsdorff.
Es war immer ein stilles Gedenken und Dankbarkeit für einen Menschen dessen Standhaftigkeit, bei seiner Besatzung zu absolutem Zutrauen geführt und der jene vor dem sicheren Tod bewahrt hatte.
Ein Ausspruch, der zeitlebens von den Speefahrer genannt, von vielen Familien übernommen wurde und daher bis heute lebendig ist: >> Er war, wie ein Vater für uns <<[…].
Das Bild wurde am 25. März 1961 aufgenommen, anlässlich des Besuches der Fregatten "Hipper" und "Graf Spee". Im Hintergrund ist der Eingang zum "Deutschen Friedhof", Str. Av. Elcano zu
sehen.
Es handelt sich hier um den Kameradenkereis "Spee". In der ersten Reihe vorne, von rechts der 2. ist mein Vater im Mantel und in die Kamera schauend und der 5. ist Rasenack im Anzug geradeaus
schauend.
Im Jahr 1961 besuchten zwei Schulfregatten der "Bundesmarine" Buenos Aires. Es waren die Fregatten "Hipper" und "Graf Spee" - dieser Name war natürlich Programm.
Es war überwältigend, mit welcher Herzlichkeit und Freude die Besatzungen in Buenos Aires empfangen wurden. Es gab ein Kinderprogramm an Bord der Fregatten für die Söhne und Töchter der ehemaligen Besatzungsmitglieder der "Graf Spee".
Die deutschen Turnvereine in "Los Polvorines", "Villa Ballester", etc. veranstalteten Festabende für die Besatzungen und eine Abordnung der beiden Fregatten wurden in der "Casa Rosada" vom damaligen Präsidenten Frondizi empfangen.
Kurz und gut, Buenos Aires mit seinen Einwohnern stand Kopf, nicht nur die Deutschen, auch die Argentinier, denn die ab Ende 30 konnten sich noch gut an die Dezembertage des Jahres 1939 erinnern. Diese Hauptstadt hatte schon oft ausländische Marineeinheiten zu Gast, aber so ein Aufsehen gab es bis dahin noch nie und hat sich auch nicht wiederholt.
Aber auch hier stand im Mittelpunkt die Ehrung mit Kranzniederlegung am Grab von Langsdorff.
Noch nie hat ein Mitglied der jeweiligen deutschen Bundesregierung, im Laufe der Jahrzehnte, das Grab von Hans Langsdorff mit den vier beigebetteten Seeleuten besucht und selbst die Kriegsgräber in Montevideo sind praktisch auch noch nie besucht worden; mit einer Ausnahme, der ehemalige Außenminister H-D. Genscher besuchte diese am 12.03.1985.
Weiter, schrieb gelegentlich ein Vorstandsmitglied einer Wertegemeinschaft mit Sitz in Berlin-Brandenburg, dass er anlässlich seines Besuches in Argentinien auch den Deutschen Friedhof in Buenos Aires besucht hatte, Mitglieder seiner Familie hatten dort ihre letzte Ruhe gefunden. Und dort, ganz in der Nähe, die Grabstätte von Hans Langsdorff fand und sich spontan entschloss, einen Kranz niederzulegen als Ehrung und Erinnerung an die "Admiral Graf Spee", an die Mannschaft und an den Kommandanten, der in ehrenhafter Weise gehandelt hatte.
Als er zufälligerweise auf diese Webdokumentation stieß, war er sehr erfreut und entschloss sich vom Besuch darüber zu berichten.
Das ist wieder einmal ein Beweis mehr, dass auch Besucher auf dem "Deutschen Friedhof", die mit dem historischen Geschehen im Prinzip nicht verbunden waren oder sind, spontan diese Ehrung erweisen und am Grab Blumen oder einen Kranz niederlegen.
Zum Abschluss eine unterhaltsame Anekdote. Auf der "Graf Spee" war bekanntlich viel Technik verbaut – so auch Kreiselkopasse. Diese hatten gegenüber dem magnetischen Kompass, der bekanntlich nicht exakt nach Norden weist, da die magnetischen Pole nicht genau auf den geografischen Polen liegen, hinzu kommt eine Deviation, wenn zu viel Metall in der Nähe ist, diese Probleme nicht. Aufgrund ihrer Ausgestaltung aber mussten diese auch gewartet werden.
Einer der Verantwortlichen war der Mech.Mt.(A) Helmut Berlin – VI. Div..
Laut Zeitungsberichten hielt er sich bereits in den Jahren der Internierung in Mar del Plata auf und war dort in der Textilindustrie tätig.
Dort am Ort fing er an, sich mit dem Roulettesystem zu beschäftigen und ein Spielsystem aufzubauen. Entgegen dem herkömmlichen genutzten System anderer Spieler das zur Grundlage hatte auf die Nummern zu setzen, die nicht fielen, setzte er auf die, die an den Tischen am häufigsten gewannen.
Das Vorgehen war nicht zufällig – Berlin, gelernter Dreher, mit technischem Verstand und mit eben solchen Blick ausgestattet hatte erkannt, dass aufgrund der abgenutzten Achsen, die Drehteller regelmäßig so zum Stillstand kamen, dass die Gewinnsektoren sich wiederholten. Er spielte hier mit geringen Einsätzen, hatte Erfolge und diese bestätigten seine Theorie.
Da das Spielkasino aber für den "ganz großen Coup" zu klein war, ging er um das Jahr 1950 nach Mar del Plata zurück. Hier lernte er und seine Frau, russischer Abstammung und die er im Oktober 1945 heiratete, ein polnisches Ehepaar kennen und erzählte offenbar von seinen Erfahrungen in Necochea. Sie kamen überein, die einzelnen Spieltische genau zu beobachten, die Eigenschaften zu erfassen und der Erfolg stellte sich bald ein.
Das bisher gewonnene Geld wurde einem Fond zugeführt und es entstand ein Kreis von etwa 60 Personen, die zum Spielen mit einbezogen wurden – die Einsätze wurden aus dem Fond heraus bedient.
Anfangs ging die Kasinoleitung davon aus, dass es sich nur um eine Glückssträhne handelte, aber später fingen die Croupiers doch an sich Notizen zu machen und es wurden Teile der Tische erneuert - Berlin und seine Mannschaft, die bisher im Spiel erfolgreich waren, erhielten Kasinoverbot.
In 10 Monaten hatten Berlin und das polnische Ehepaar zusammen 35 Millionen Pesos gewonnen - umgerechnet etwa 2,3 Mill. Dollar – "die Bank war gesprengt". Ein erfolgreiches System.
Danach soll er sich wieder in die Textilindustrie begeben haben und u. a. Jeans erzeugt haben – im 66. Lebensjahr begab er sich auf seine letzte Reise.
Die Speegemeinschaft in Deutschland
In Deutschland verlief für die Speefahrer das - Sich wiederfinden - natürlich anders, denn der Krieg hatte die persönlichen Lebensverhältnisse vieler erheblich durcheinandergebracht und das Auffinden gestaltete sich entsprechend schwierig – gerade im Hinblick auf das "geteilte Deutschland". Die Bemühungen, die zu den ersten Treffen ehemaliger Besatzungsmitglieder der "Graf Spee" führten und die daraus später hervorgegangene "Speegemeinschaft" wurde mal als Bericht zusammengefasst und ist in der Galerie abgebildet.
In den 80er Jahren unternahm der ehemalige Adjutant von Langsdorff und späterer KptzS. a.D. Diggins den Versuch, Besatzungsmitglieder der ehemaligen Fregatte "Graf Spee", von der schon oben berichtet wurde, in diese Speegemeinschaft einzugliedern. Einige blieben, andere nicht. Wie sich die Situation damals darstellte und wie er es beurteilte, ist seiner Rede, die er 1985 hielt, zu entnehmen, die auch in der Galerie abgebildet ist.
Den Berichten ist zu entnehmen, wie dieser Kreis entstand und auch, dass nicht immer nur alles in guter Eintracht verlief - dieser ambivalente Frieden blieb immer auch ein Wegbegleiter dieser Gemeinschaft. Die Treffen wurden auch in der Folgezeit immer jährlich abgehalten. Der "öffentliche Charakter", wie es die Gemeinschaften in Südamerika erfolgreich praktizierten, wurde hier offenbar nie in Erwägung gezogen – man blieb unter sich. Auch eine mögliche Vereinsstruktur, wie es in Deutschland erfahrungsgemäß üblich ist, blieb aus.
Gegenwart
Die Speegemeinschaft in Deutschland
Im Juni 2018 entschied dieser Kreis, selbst für einige Teilnehmer überraschend, sich zum Ende des laufenden Jahres aufzulösen.
Die angegebenen Gründe dafür sind vielfältiger Natur. Man könnte übertrieben sagen, die Anzahl der Gründe verhält sich
proportional der Teilnehmerzahl.
Ob es nun so kurz vor dem anstehenden 80-Jahre-Gedenken sein musste, darf hinterfragt werden. Aber das fortgeschrittene Alter der Menschen in der Gemeinschaft ist sicher ein zentraler Grund mit und muss respektiert werden.
Die Speegemeinschaft in Südamerika
Jahrzehnte sind seitdem vergangen und die Speefahrer von einst haben sich alle auf ihre letzte Reise begeben. In Uruguay gibt es keine Speegemeinschaft mehr.
In Argentinien nur noch in Buenos Aires; allerdings handelt es sich nur noch um einzelne Junioren und vereinzelte Gäste.
Auch wenn diese ggf. noch einen deutschen Nachnamen haben, die Sprache ihrer Großeltern bzw. ihrer Eltern haben sich die wenigsten erhalten.
Sie treffen sich einmal im Monat und pflegen, wenn auch nicht mehr die typische Kameradschaft, so doch die jahrzehntelange Tradition ihrer Väter.
Dazu gehört unstreitig das jährliche Treffen im Dezember am Grab - zum Gedenken und zur Kranzniederlegung.
Das Jahr 2019 war wieder ein Besonderes; es war das 80-Jährige Gedenken und viele Besucher hatten sich an der Grabstätte auf dem Deutschen Friedhof eingefunden, es wurden Ansprachen gehalten
und Kränze und Blumen niedergelegt.
Zukunft
Wie wird diese sich ausnehmen … Weder vermeintliches Wissen noch Spekulationen führen weiter, aber die Faktenlage ist eindeutig. Die Gemeinschaft in Deutschland hat sich nun erledigt, die in Argentinien wird eventuell noch ein Weilchen bestehen bleiben, aber die Endlichkeit ist deutlich absehbar.
Vielleicht ist es ja doch ein Glücksfall, dass rechtzeitig eine Internetdokumentation in die Welt gelangt ist, die an das Ereignis erinnert.